Iserlohn. Der 30. Oktober 2018 war für den Reiterverein Iserlohn ein besonderer Tag. „Lediglich drei Vorstandsmitglieder waren aus dem alten Vorstand noch übrig geblieben und unsere Geschäftsführerin wollte auch gerne ihren Posten wieder abgeben, weil ihr die Verwaltung einfach neben ihrer beruflichen Einbindung zu viel Aufwand war. So waren wir nur noch zu zweit: Ich, als 2. Vorsitzende, und unsere Voltigierwartin.“, so Nicole Ebisch, die bereits seit 1984 Mitglied im Reiterverein Iserlohn ist.
So oder ähnlich sieht die Situation in vielen Reitervereinen aus. „Ich möchte mich für das ausgesprochene Vertrauen der Mitglieder herzlich bedanken. Es war eine leichte Entscheidung, mich als Vorsitzenden zur Wahl zu stellen, denn die Wärme und Herzlichkeit bei allen Ehrenamtlichen und auch den Schüler/-innen war überwältigend. Ich bin sehr stolz und voller Freude, mich bei diesem traditionellen Reitsportverein in Iserlohn zu engagieren. Mein besonderer Dank geht an diejenigen, die den Verein in den vergangenen Jahren durch schwierige Zeiten geführt haben“, erklärt Markus Friz, der neu gewählte 1. Vorsitzende. Was war passiert?
Nach der Wahl der letzten Jahreshauptversammlung hatten aus den unterschiedlichsten Gründen die Vorstandsmitglieder ihre Ämter nach und nach niedergelegt. „Ein Mitglied zog beruflich um. Ein Mitglied hatte einen Schicksalsschlag in der Familie. Der nächste hatte beruflich einfach zu viel zu tun und der nächste zog mit seinem Pferd auf eine andere Anlage. So waren es am Ende nur noch drei Aktive im Vorstand des Iserlohner Traditionsvereins, der früher für die Ausrichtung des großen Dressurturniers am Pfingstwochenende eine überregionale Bekanntheit hatte. Die Koordination der Reitschule und das tägliche Geschäft des Vereinslebens waren unglaublich kräftezerrend für den Vorstand und so war nicht einmal Zeit, um sich in Ruhe um die Vorbereitung einer Jahreshauptversammlung und die Neubesetzung der Vorstandsposten zu kümmern.
Insgesamt ca. 60 Reitschülerinnen und Reitschüler und 32 Voltigierer in drei Gruppen sind in der Reitschule organisiert. „Wir sind keine große Reitschule, aber die acht Schulpferde müssen ja auch immer ordentlich versorgt werden. Dann kommt ein neuer Stundenplan in der Schule. Die Reitlehrerin ändert ihre berufliche Situation. Ende 2016 ist unser Anlagenbesitzer verstorben, der viele Jahre auch unser 1. Vorsitzender gewesen ist und die gesamte Anlage wurde an eine Immobiliengesellschaft verkauft. Die veraltete Homepage und die DSGVO. Es war immer irgendetwas los.“, erzählt Nicole Ebisch. „Wir mussten einfach jetzt handeln, damit wir nicht irgendwann einfach keine Lust mehr auf die Reitschule gehabt hätten.“, so Malin Gerhards, die eigentlich ja nur Voltigierunterricht geben wollte und ergänzt glücklich: „Wir haben täglich miteinander telefoniert, um alles irgendwie wieder hinzubekommen. Nun sind wir wieder richtig schlagkräftig aufgestellt.“
Das Geheimnis? Eine ganz klare Aufgabenverteilung und die direkte Ansprache von Personen, die sich ohnehin schon bei uns engagiert haben. So gibt es nun für jeden Posten im Vorstand eine ganz klare Aufgabenbeschreibung, die für jeden zugeschnitten ist. „Nicole kümmert sich um die Reitschule. Also steht bei uns im Aufgabenprofil der 2. Vorsitzenden die Koordination der Reitschule als oberster Punkt.“, erklärt Malin. „Jeder Posten ist so definiert, dass jeder das macht, was er ohnehin schon gemacht hat oder woran er Spaß hat. So sind wir ganz gezielt auf unterschiedliche Positionen zugegangen und haben einfach gefragt.“ Das größte Erfolgsgeheimnis ist die persönliche Ansprache unter „Stallfreunden“. Wer sich gut versteht, kann auch gut miteinander arbeiten und vertraut sich untereinander. „Natürlich streiten wir uns auch mal, aber wir wollen ja auch alle mit unserem Verein nach vorne kommen. Da gehört das eben auch dazu“, so Ebisch.
Und jetzt? „Jetzt legen wir los. Der neue Vorstand wird sich in den nächsten Wochen einen ersten Überblick über die anstehenden Aufgaben verschaffen und dann beginnen wir Schritt für Schritt mit der Umsetzungen unserer Ideen, Vorstellungen und Visionen“, freut sich Markus Friz bereits auf seine Aufgabe. Vor drei Jahren ist der gebürtige Schleswig-Holsteiner als ganz normaler Reitschüler auf die Anlage gekommen, führt nun ein motiviertes Team aus tollen Menschen an und freut sich vor allem über das ganze Engagement der Aktiven und Ehrenamtlichen. „Die Reitschule trägt sich selber. Wir bieten regelmäßige Theorieeinheiten, Lehrgänge und Abzeichenprüfungen an. Wir fahren sogar mit unseren Schulpferden auf Turniere. Dies ist eine außergewöhnliche Leistung und nicht selbstverständlich.“